Presbyphonie: Die brüchige Stimme im Alter

Ältere Frau im Freien, die besorgt ihre Hand auf die Brust legt, möglicherweise als Ausdruck stimmlicher Beschwerden im Alter. Die Szene thematisiert die Herausforderungen durch Presbyphonie, bei der die Stimme brüchig und weniger kräftig wird, oft begleitet von einem typischen Zittern des Kehlkopfes.

Die Presbyphonie bezeichnet nach Definition eine krankhafte Altersstimme, die etwa 20 Prozent der über 60-Jährigen betrifft1. Menschen wie beispielsweise Lehrer oder Sprecher, die ihre Stimme ein Leben lang beanspruchen, sind häufiger von Stimmproblemen betroffen und haben eine höhere Tendenz, dieses Krankheitsbild zu entwickeln. Lese mehr zum Thema.

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Presbyphonie: Welche Symptome treten auf?

Etwa ab dem 60. Lebensjahr verändert sich die menschliche Stimmlage. Grund dafür sind Stimm- und Kehlkopfveränderungen im Alter. Die Stimme klingt dann weniger kräftig, resonanzarm oder heiser und ermüdet schneller. Durch jahrelange Beanspruchung verlieren die Stimmbänder und Stimmlippen an Elastizität. Daher bemerken manche Menschen auch eine brüchige Stimme im höheren Alter.

Grundsätzlich muss hier jedoch zwischen einer veränderten Stimme aufgrund des Alters und einer pathologisch, also krankhaft veränderten Altersstimme (Presbyphonie) unterschieden werden. Bei der Presbyphonie entsteht ein typisches Zittern des Kehlkopfes, wodurch die Stimme brüchig klingt. Zudem sind andere Ursachen (Entzündungen, Ödeme, Stimmlippenknötchen oder -polypen), die ebenfalls Stimmprobleme verursachen können, auszuschließen. Die Singstimme ist deutlich häufiger und früher von der Presbyphonie betroffen als die Sprechstimme1. Der Grund: Beim Singen wird der Stimmapparat stärker beansprucht als beim Sprechen. Dies betrifft insbesondere die hohen Tonlagen aufgrund der nötigen starken muskulären Anspannung.

Mögliche Ursachen einer Presbyphonie

Durch bestimmte Veränderungen im Körper treten einige Stimm- und Kehlkopfveränderungen im Alter auf. Als Ursachen einer Presbyphonie kommt Folgendes infrage1,2:

  • organische Ursachen: Knorpelgewebe verknöchert zunehmend und muskuläre Strukturen nehmen ab. Der Kehlkopf (Larynx) sinkt dadurch um mehrere Zentimeter und die Stimmlippenmuskulatur schrumpft. Daneben wird bei älteren Menschen der Atemantrieb schwächer, wodurch die stimmliche Belastbarkeit abnimmt.
  • funktionelle Ursachen: Dauerhaft zu lautes Sprechen (zum Beispiel als Folge einer Schwerhörigkeit) beansprucht die Stimmbänder und Stimmlippen. Altersbedingte Veränderungen des Halteapparats können außerdem Fehlhaltungen im Nacken- und Kehlkopfbereich verursachen. Eine mangelnde Stimmhygiene und zu geringe Flüssigkeitszufuhr führen zur Austrocknung von stimmbildendem Gewebe. Zudem kann die Rückbildung der Schleimhäute (Atrophie) einen Einfluss haben. 
  • hormonelle Ursachen: Der Hormonhaushalt verändert sich im Laufe des Lebens. Dazu gehört die Menopause bei Frauen oder der altersbedingte Testosteronmangel (Andropause) bei Männern. Letzteres geht mit einer tendenziell höheren Stimmlage einher. Bei Frauen sinkt der Östrogen- und Progesteronspiegel ab, wodurch sich beispielsweise die Schleimhäute zurückbilden können und es dadurch zu einem Trockenheitsgefühl kommen kann.
  • psychogene Faktoren: Ein Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben, der Verlust des Partners oder die Reduktion körperlicher Aktivitäten sorgen dafür, dass der Stimmapparat nicht mehr regelmäßig beansprucht und damit trainiert wird.

Mitunter bedingen sich die genannten Faktoren gegenseitig oder können einander noch verstärken.

Tipps zur Stimmhygiene

Presbyphonie: Welche Therapie ist hilfreich?

Fallen dir Veränderungen in deiner Stimme auf, solltest du erst einmal eine Untersuchung beim Facharzt durchführen lassen. Der richtige Ansprechpartner ist ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt) oder ein Spezialist für Störungen der Stimme und Sprache (Phoniater). Auch internistische oder neurologische Grunderkrankungen (beispielsweise Sodbrennen oder neurodegenerative Erkrankungen) gilt es zunächst auszuschließen. Denn sind diese der Auslöser einer veränderten Altersstimme, besteht Handlungsbedarf. Zudem sollten auch Nebenwirkungen von Medikamenten bedacht werden1. Arzneimittel, wie zum Beispiel manche Neuroleptika oder Antidepressiva, können zu Mundtrockenheit und damit zu Stimmstörungen führen. Zusätzlich können Neuroleptika durch eine Beeinflussung des Nervensystems gelegentlich Zittern oder Artikulationsstörungen hervorrufen.

Tritt eine Presbyphonie auf, kann eine gezielte logopädische Therapie (Stimmtherapie) in Kombination mit einer Atemtherapie helfen, die Symptome zu lindern. Dies ist ebenso eine Möglichkeit, wenn es sich nicht um die krankhafte, sondern um eine natürliche Stimmveränderung im Alter handelt. Denn auch hier stärken spezielle Übungen die muskulären Strukturen des Kehlkopfes sowie des Stimmapparates und verbessern deren Funktion oder stellen sie wieder her. Eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr und Inhalationen pflegen die Schleimhäute in diesem Bereich und können damit unterstützend wirken1.

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Presbyphonie: Die richtige Vorbeugung

Um einer krankhaft veränderten Altersstimme vorzubeugen, gibt es einige Dinge, die du beachten kannst. Ein gesunder Lebensstil (ausgewogene Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf) wirkt sich beispielsweise positiv auf die Funktion der Atemorgane und damit auch auf den Stimmapparat und die Stimmbildung aus. Vermeide für den Körper schädliche Substanzen wie Nikotin oder Alkohol.

Zur Vorbeugung einer Presbyphonie zählen auch stimmhygienische Maßnahmen wie das regelmäßige Befeuchten der Atemwege oder eine feuchte Raumluft1,2.

Bestehen wenig oder kaum soziale Kontakte, kann es hilfreich sein, wenn Betroffene sich selbst aus der Zeitung oder einem Buch vorlesen. Summen und Singen helfen ebenfalls, die Stimme zu kräftigen. Singgruppen sind ein gutes Angebot für ältere Menschen. Hier finden sie Anschluss und trainieren durch das regelmäßige Singen die Stimme.

Mehr über die Stimme

Eine Gruppe älterer Frauen singt gemeinsam in einem hellen Raum mit Fenstern. Sie halten Notenblätter in den Händen und lächeln während des Singens. Das Bild symbolisiert die Bedeutung von Stimmtraining im Alter zur Vorbeugung von Presbyphonie, die mit einer brüchigen und kraftlosen Stimme einhergeht.
iStock / Highwaystarz-Photography

Schon gewusst?

Forscher haben herausgefunden, dass Singen das eigene Wohlbefinden steigert. Zum einen durch die soziale Teilhabe, aber auch durch den Anstieg der Antikörper Immunglobulin A (IgA) im Speichel. Diese finden sich überwiegend in Körperflüssigkeiten und wirken sich positiv auf das Immunsystem aus, da sie dem Schutz vor Krankheitserreger dienen1,3.
 

Quellen:
1 Angerstein, W. „Stimm- und Kehlkopfveränderungen im Alter (Presbyphonie und Presbylarynx)“. Sprache Stimme Gehör, Bd. 40, Nr. 03, 2016, S. 131–135, doi:10.1055/s-0042-109595.
2 Uniklinikum Düsseldorf: Die Stimme des Alters – das Altern der Stimme. URL: https://www.uniklinik-duesseldorf.de/fileadmin/Fuer-Patienten-und-Besucher/Kliniken-Zentren- Institute/Kliniken/Klinik_fuer_Phonologie_und_Paedaudiologie/Forschung%20und%20Lehre/Vorlesungen/Vorlesungsversion_Altersstimme2010_aktualisiert.pdf (12.12.2022).
3 dsai e.V. Patientenorganisation für angeborene Immundefekte: IgA-Mangel. URL: https://www.dsai.de/fileadmin/user_files/fachartikel/iga_mangel.pdf (14.12.2022).
 


Medizinische Expertise:

Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Pohl-Boskamp auf seine Richtigkeit intensiv geprüft worden.

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Veröffentlicht am 19.11.2024